Da
sitzen sie nun, die „Experten“! Untersuchungsausschuss und
Enquete-Kommission, sie alle wollen angeblich aufklären, wie, warum
und weshalb der Einsatz in Afghanistan, der ja immerhin 20 Jahre
gedauert hat, dermaßen aus dem Ruder laufen konnte, ja eigentlich
laufen musste! Schonungslos will man sein und aus Fehlern lernen und
AußenministerIn Baerbock ließ es sich nicht nehmen zu erklären,
man wolle >“zusammenarbeiten im Parlament, um unsere lessons zu
learnen."< Das hört sich doch schon mal so weit ganz gut an!
Leider kann ich mich für Leute nicht wirklich erwärmen, die einem
solch ein Geschwafel um die Ohren hauen und sich dabei auch noch ganz
besonders cool fühlen! Bislang habe ich von Frau Baerbock relativ
viel gehalten und war auch der Meinung, sie mache einen ziemlich
ordentlichen Job. Dieses Geschwätz lässt mich allerding neuerlich
darüber nachdenken, ob ich meine Einstellung nicht gründlich
überarbeiten muss!
Bedauerlicherweise
scheint es so zu sein, dass kaum mehr jemand in der Politik und im
Militär etwas zu sagen hat, der einst den fluchtartigen Abzug der
Amerikaner aus Südvietnam, respektive der US-Botschaft in Saigon
miterlebt hat. Sonst könnte niemand daher kommen und ernsthaft
behaupten, man müsse die Fehler analysieren (am besten evaluiert man
sie!) um daraus zu lernen. Hätte man die Fehler in Südvietnam
analysiert, hätte man sich mit großer Wahrscheinlichkeit das
Desastern in Afghanistan ersparen können! Die Situationen gleiche
sich auffallend. Hier wie dort hatte man ein Land militärisch
unterstützt und versucht demokratische Strukturen zu etablieren (in
beiden Fällen mit mehr oder eher weniger Erfolg!). Hier wie dort
wollte man die einheimischen Streitkräfte technisch und
organisatorisch in die Lage versetzen, dem Feind selbständig und
erfolgreich entgegen zu treten und sich gegen ihn zu behaupten, am
ende womöglich sogar erfolgreich (in beiden Fällen wurden Unsummen
in die militärische Ausrüstung gesteckt, wovon ein großer Teil
infolge Korruption in dunklen Kanälen versickerte!). Hier wie dort
ließ man sich vom Feind überrumpeln, zog sich zurück und sah
vollkommen verständnislos zu, wie die einheimischen Truppen beim
geringsten Widerstand sprichwörtlich die Flinten ins Korn warfen,
desertierten, sich ergaben oder mit der gesamten Ausrüstung gleich
direkt zum feind überliefen.
Der
Vormarsch der gegnerischen Einheiten verlief dermaßen zügig, dass
sie nicht nur die einheimischen Streitkräfte ein- und überholten,
sondern sogar die westlichen Verbündeten mit der Einnahme wichtiger
Städte und sogar der Hauptstädte blitzartig vor vollendete
Tatsachen stellten! Saigon und Kabul geben beredte Zeugnisse dafür
ab!
Damals
wie heute war der Krieg einer, der auch und besonders gegen die
Propaganda geführt werden musste und damit auch gegen die eigene
Bevölkerung, die nicht einsehen wollte, warum man im Dschungel
Vietnams mit US-Truppen (darunter unzählige Wehrpflichtige) gegen
kommunistische Partisanen und nordvietnamesische Truppen kämpfen
sollte. Im Afghanistankrieg war einer der Hauptgründe dafür, dass
überhaupt gekämpft wurde der Wunsch, gegen den weltweiten
Terrorismus und für die Menschenrechte und die Rechte der Frauen zu
kämpfen. Man verstieg sich sogar zu der fantastischen Behauptung,
man verteidige die westlichen Demokratien am Hindukusch! Und dann?
Als man beschloss die westlichen Truppen abzuziehen und dies auch
großartig ankündigte, witterten nicht nur die Vietcong in Vietnam
Morgenluft. Auch die Taliban in Afghanistan fühlten sich nun auf der
Siegerstraße und griffen hochmotiviert an! Das Ende vom Lied war
sowohl in Südvietnam als auch Afghanistan, war eine regelrechte
Flucht westlicher Truppen aus dem Land, unter Zurücklassung
einheimischer Helfer, denen man Hilfe und Zuflucht versprochen hatte!
Die
westlichen Demokratien haben ihren Ruf verloren. Sie haben sich
blamiert bis auf die Knochen und werden bei kommenden Einsätzen nur
schwerlich breite Unterstützung finden! Aber wen interessiert das
schon?
Ich
behaupte, man wird nichts, absolut nichts aus der Aufarbeitung des
Afghanistan-Desasters lernen. Sollte es ein nächstes Mal geben, dann
wird es ganz genauso wieder ablaufen. Jahrelang wird so getan als
stünde alles zum Besten, als sei die Entwicklung positiv und man
könne sich nach einiger Zeit problemlos zurück ziehen und die
Einheimischen sich selbst überlassen, gut aufgehoben in einer
stabilen demokratischen Situation, in der Frauen und Minderheiten
geschützt sind und ihre Rechte gewahrt werden! Ich sage, das ist
eine Illusion! Nichts davon ist wahr und nichts davon wird
funktionieren! Man kann keine Demokratie in die Herzen der Menschen
pflanzen, die keine Ahnung davon haben, was das ist und wie es
funktioniert, vor allem und gerade dann nicht, wenn sie auch
weiterhin ihre alten Eliten haben, die sich, korrupt und machtgeil,
die Taschen mit der Entwicklungshilfe vollstopfen und sich nicht das
kleinste bisschen um die Interessen und Bedürfnisse der Menschen
scheren!
Ich
behaupte weiter, dass man keinen Krieg erfolgreich führen und
gewinnen kann, wenn man nicht bereit ist diesen Krieg zu führen! Das
heißt: 1.) Krieg kostet Opfer – auf allen Seiten! Die Zahl der
Opfer lässt sich nicht von vornherein begrenzen, oder festlegen! 2.)
Der unbedingte Wille zum Sieg muss da sein 3.) Guerillakrieg kann
nicht allein mit konventionellen Mitteln geführt und gewonnen
werden, sondern muss ebenso unkonventionell geführt werden! 4.) Um
die Oberhand zu gewinnen muss die Zivilgesellschaft entsprechend
unterstützt und entwickelt werden. 5.) Kriegsführung erfordert ein
Gesamtkonzept inklusive strategischer und taktischer Planung 6.)
Einheimische Streitkräfte müssen in die Lage versetzt werden, sich
gegen Aufständische, fremde Truppen, Invasoren und Guerilla
behaupten und durchsetzen zu können! 7.) Die Berichterstattung über
die Kriegsführung obliegt den Streitkräften und soll entsprechend
der eigenen Kriegsziele gelenkt werden können! 8.) Krieg lässt sich
in aller Regel nicht binnen einer vorher festgelegten Frist führen
und gewinnen – wer Krieg führt, muss sich im Klaren darüber sein,
dass man sich nicht einfach nach einer gewissen Zeit zurück ziehen
kann, wenn die Voraussetzungen nicht erfüllt und die Kriegsziele
nicht erreicht worden sind. 8.) Das Schönreden von Niederlagen und
das Nichtsehenwollen von systemischem, politischem und militärischem
Versagen hilft nur dem Feind, nie den Verbündeten und den eigenen
Truppen. Dass das Ende des Afghanistaneinsatzes so ablaufen würde,
wie es dann auch tatsächlich ablief, konnte jeder halbgebildete
Dorftrottel oder Stammtischstratege voraussehen. Sogar die Pfosten
von der AfD konnten hier mit ihrer Kritik überhaupt nicht falsch
liegen. Dass sie das natürlich aus ganz anderen Gründen
kritisierten, steht auf einem ganz anderen Blatt. Aber der MAD und
weiß der Geier noch was für Geheimdienste, nicht den Hauch einer
Ahnung davon hatten, was passieren würde und sie noch behaupteten,
die afghanischen Truppen würden den Feind in die Schranken weisen
und ihm standhalten können, als die Taliban praktisch schon an die
Türen der ausländischen Partner der afghanischen Regierung
klopften, deutet auf das totale Versagen der Geheimdienste hin und
die völlige Ignoranz gegenüber der Realität! Man nennt das auch
Realitätsverweigerung! So gewinnt man keinen Krieg, selbst wenn man
behauptet, man habe ihn nie führen wollen!
Kann
man sich nicht zu allen oben genannten Punkten bedingungslos
bekennen, sollte man die Pfoten von der Kriegsführung lassen!
Natürlich lässt sich nichts sicher voraussagen, besonders nicht in
der Kriegsführung. Hier geht es um Wahrscheinlichkeiten. Aber auch
wenn der Westen aller Wahrscheinlichkeit nach absolut nichts aus
dieser vermeintlichen Aufarbeitung lernt, die möglichen Verbündeten
werden ganz sicher lernen, dass sie sich bestimmt auf vieles
verlassen können, aber niemals aber auf die zuverlässige und
nachhaltige Unterstützung durch ihre westlichen Verbündeten!
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