Als
ich mir das erste Mal Gedanken darüber machte, wie das wohl sein
würde, wenn ich auch einmal in Rente ginge, das muss so vor 30
Jahren gewesen sein, da war ich noch ziemlich zuversichtlich, dass es
mir so gehen würde, wie allen anderen Durchschnittsrentnern auch:
Ich würde mich mit 65 zur ruhe setzen und die Rente reiche für mich
und meine Frau, um halbwegs kommod über die Runden zu kommen. Ab und
zu, so glaubte ich, könnten wir uns den ein oder anderen Luxus
leisten (wie gepflegt essen zu gehen oder auch mal ins Theater,
obwohl ich mich immer frage, was ich dort eigentlich verloren haben!)
und im Sommer vielleicht zwei Wochen an die Nordsee, so wie immer!
Tja
und dann? Mehrere Unternehmen, bei denen ich länger gearbeitet und
mir eine relativ gut dotierte Stellung erreicht hatte, gingen pleite
und nein, ich war dafür nicht verantwortlich. In einem Fall hatte
der Chef, nach dem Tod seiner Frau die Firma an die Wand gefahren und
war mit der übrig gebliebenen Kohle nach Thailand abgehauen, um sich
mit jungen Prostituierten und Ladyboy-Strichern zu vergnügen. Also
musste ich in einem neuen Unternehmen wieder ganz von vorne anfangen,
sehr zu meinem Leidwesen und zum Ärger meines Bankkontos. Denn in
den Zeiten damals interessierte es keinen, wie viel Berufserfahrung
Du hattest, Du musstest ganz unten anfangen, für einen beschissenen
Lohn und wenn Du Glück hattest, dann konntest Du mit den Jahren
aufsteigen. Wenn man Dich nicht vorher schon wieder dem Arbeitsmarkt
zur Verfügung stellte. Naja, so ging das insgesamt dreimal und als
viele andere sich in ihren großen Unternehmen etabliert und eine gut
bezahlte Position erarbeitet hatten, stand ich immer noch treudoof
auf der Stufe eines Neueinsteigers und musste gucken, wo ich bleibe.
Ich
will nicht jammern. In der Zeit aber, in der ich dafür kämpfte,
nach oben zu kommen und es zu etwas zu bringen, fiel mir irgendwann
auf, dass quasi mit jedem Jahr das zu erwartende Lohnniveau sank.
Heute liegt es bei ca. 48 % und ein Ende des Trends nach unten ist
nicht abzusehen, allem Politikergeschwätz zum Trotz. Auch Norbert
Blüm, Gott hab ihn selig, oder auch nicht, hat in den neunziger
Jahren behauptet, unsere Rente sei sicher. Und schaut, wo wir heute
stehen! Während das Rentenniveau rapide sank und dafür sorgte, dass
in Zukunft die meisten Rentner auf Unterstützung durch die
Grundsicherung angewiesen sein dürften, begann die Diskussion um die
Anhebung des Renteneintrittsalters. 65 konnte man noch halbwegs
akzeptieren, angesichts der Tatsache, dass die Menschen damals nicht
ganz so alt wurden, wie heute. Aber mittlerweile sind wir bei 67
angelangt und schon treten neoliberale Dummschwätzer auf, die eine
Anhebung bis auf 70 Jahre und darüber hinaus verlangen. So, wie
beispielsweise jetzt wieder, um die Inflation zu bekämpfen!
Allerdings hätte das denselben Effekt, als würde man Dummheit mit
Dummheit bekämpfen, nämlich gar keinen.
Solche
Ideen, dass man erst dann in die Rente eintreten können dürfe, wenn
man körperlich so kaputt ist, dass man höchstens noch drei bis fünf
Jahre packt, bevor man den Arsch zukneift und fluchend in die Grube
fährt, finden wir vor allem bei Leuten aus dem konservativen und
liberalen Lager und hier vorwiegend von denen, die in ihrem Leben
noch nie einen Handstreich selbst gearbeitet haben. Wer sein ganzen
„Arbeitsleben“ in einem kommoden ledernen Gestühl saß und sich
damit beschäftigte irgendwelchen Mist zu verzapfen, sei es nun in
der Wirtschaft oder der Politik, der kann gut reden, dass man halt
bis 67, 70 oder von mir aus auch 76 arbeiten solle, bevor man sich
zur Ruhe begebe. Mit vollen Hosen ist eben gut stinken!
Man
sollte sich aber einmal vor Augen führen, wie es ist, wenn man sein
ganzes Arbeitsleben als Arbeiter, Handwerker, oder auch Meister
körperlich gearbeitet hat und dann irgendwann einfach auseinander
fällt, weil die Knochen nicht mehr mitmachen. Will wirklich jemand
allen Ernstes behaupten, man dürfe erst dann in Rente gehen, wenn
man auch ganz sicher kein gutes und halbwegs gesundes Jahr mehr zu
leben hat? Haben nur die Arschlöcher aus den Parlamenten und den
Chefetagen das Recht, einen Lebensabend zu verbringen, ohne
finanzielle Sorgen, verwöhnt von einer staatlich abgesicherten
Privatrente und privater Krankenversicherung? Sollen nur Menschen
sorgenfrei in den Altersruhestand gehen dürfen, die ihr Leben lang
in Mercedes Limousinen herumkutschiert wurden. Und sollen wirklich
nur Menschen über unsere Altersrente entscheiden, die schon nach
vielleicht acht Jahren im Bundestag einen Anspruch auf ihre vollen
Altersbezüge haben? Oder gar Beamte, deren Pensionen nach dem
Eintritt in den Ruhestand – ohne jemals auch nur eine müde Eurone
in die Kasse bezahlt zu haben – im Gegensatz zu den Renten, weit
jenseits von Gut und Böse liegen? Aber dann kommt die FDP aus dem
Loch und faselt etwas von einer gesetzlichen Aktienrente! Da bleibt
mir, ehrlich gesagt, die Spucke weg! Riester und Rürup war auch so
eine Scheiße, die von Lobbyisten des Finanzsektors angeleiert und
durch die Instanzen geschoben wurde, mit tatkräftiger Unterstützung
unseres ehemaligen und unwürdigen Kanzler Gerhard Schröder! Es war
ein nettes Zubrot für diejenigen, die solche Verträge verkauften.
Die Rentner haben – außer jeder Menge Kosten – nichts davon, den
dauerkriselnden Finanz- und Aktienmärkten sei Dank!
Man
sollte Leute und Parteien, die so etwas von sich geben, oder gar
durchsetzen, unverzüglich zu kriminellen Organisationen erklären
und ihnen jedwede finanzielle Unterstützung versagen! Und um nur mal
das ein oder andere Beispiel zu nennen. Es soll doch tatsächlich
Länder in Europa geben, die ihren Bürgen eine auskömmliche
staatliche Rente sichern. Österreich zum Beispiel. Das Rentenniveau
(nach 45 Beitragsjahren und hier zahlen alle ein, Beamte und
Selbständige!!!) liegt in Österreich bei 80 Prozent, in Deutschland
bei 48,2 Prozent, um nur mal eine Zahl zu nennen. Aber für
Deutschland darf es so etwas nicht geben (denn hier kriegt man von
seiner Hungerrente auch noch hurtig die Krankenversicherung
abgezogen!!!) – da sei Gott vor und die CDU/CSU mit den Liberalen.
Von der Wirtschaft ganz zu schweigen! Denn das wäre dann wohl
Sozialismus, oder? Eines ist mal klar: es geht besser, aber davon
will die Politik hierzulande natürlich nichts wissen! Warum nur?
Ganz klar – Klientelpolitik und Lobbyismus!
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