Also
da wäre ich nicht drauf gekommen. Ist das jetzt wirklich sooo
gravierend? Wurde das denn nicht besser, seit Boris Becker stolz
verkündete, er sei jetzt drin? Wenn ich mich recht erinnere hat ja
die CSU die Digitalisierung seit Jahrzehnten quasi in Erbpacht mit
ihren „SpitzenpolitikerInnen“ besetzt, u. a. dem guten Herrn
Dobrindt, der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur
gewesen sein will. Weil Autobahnen und digitale Autobahn sind ja im
Prinzip dasselbe. Hat irgendwas mit Geschwindigkeit zu tun, aber was nur? Bloß dass er sein Budget nahezu komplett in den
Straßenbau gebuttert hat und eher weniger in Digitales! Aber das lag
wohl daran, dass die Autokonzerne deutlich mehr Kohle für
Lobbyarbeit locker gemacht hatten, als die Betreiber digitaler
Infrastruktur, die ja nun auch nicht so ganz einsehen wollen, warum
sie investieren sollten, bevor sie dann die Kunden abkassieren und
die dicken Profite einstreichen können!
Vor
Dobrindt war der Ramsauer Peter der Herr des Hauses und nicht gerade
bekannt dafür, den digitalen Ausbau voran treiben zu wollen und nach
Dobrindt schlich der Herr Scheuer, Andi durch die Amtsräume.
Alle nahmen sie die hängenden Backen mit großspurigen Ankündigungen
voll und posaunten die Bedeutung von digitaler Infrastruktur in die
Gegend! Passiert ist – wer hätte das gedacht? – natürlich nichts! Ich meine, schließlich sind wir ja auch nur eine Industrienation, ja, manche behaupten gar eine Nation der Hochtechnologie! Ja, da staunt ihr, wenn ihr dann dran denkt, wie die Gesundheitsämter in der Pandemie ihre Infektionszahlen per händisch abgetippter Tabelle und dann, ganz modern, mit dem Fagerät verschickt haben. Oder auch nicht, weil manche nahmen ihren Dienst so ernst, dass sie trotz Pandemie, Verzweiflung und Kontaktnachverfolgung am Wochenende einfach nach Hause giingen! Notdienst? Ich bitte euch. Dienst ist Dienst und Bärenfell ist Bärenfell!
Dazwischen,
oder stattdessen kam auch noch die liebe Dorothee Bär und übernahm als
StaatsministerIn und Beauftragte für Digitalisierung in Amt und
Unwürden und verbreitete, wie bei CSU und CDU allgemein üblich,
weiter lediglich heiße Luft und viele bedeutungslose Phrasen und
Sprechblasen. Passieren tat auch weiterhin – nichts! Aber lassen
wir das einfach mal so im Raum stehen (genauso nutzlos, wie die vorwiegend bayrischen Politclowns) und für sich selbst sprechen!
Fakt
ist, das Internet ist lahmarschig, das Internet und Mobiltelefonie
sind in Deutschland, im Vergleich zu anderen Ländern in Europa,
deutlich teurer und die Qualität ist selbst in Ballungszentren so
beschissen wie eh und je! Aber was weinen wir hier bittere
Krokodilstränen? So läuft das eben in einem Land, in dem sämtliche
Kosten für die Infrastruktur und alles andere am besten auch gleich
noch, der Allgemeinheit aufgehalst werden, die Profite aber schieben
sich die Konzerne in die Taschen. Dabei ist es auch vollkommen
egal, ob es sich um Telekommunikation, oder Energie, Pharma, Finanzen
oder Infrastruktur handelt. Niemand will die Kosten tragen, aber
jeder den Gewinn für sich behalten. Genau betrachtet ist dies
natürlich das Wesen des Kapitalismus und des freien Marktes. Aber es
wäre ein bisschen glaubhafter, wenn es wirklich einen freien Markt
gäbe, der sich selbst reguliert – Wettbewerb, der für
marktgerechte Preise sorgt, teure oder schlechte Produkte verdrängt
und ineffiziente Unternehmen aus dem Markt drängt und so für einen
„gesunden“ Wettbewerb zum Vorteil des Verbrauchers sorgt! Das ist
aber lediglich Wunschdenken, mit dem man den Bürger dafür
verantwortlich machen möchte! Schließlich ist er selber schuld,
wenn er teure und schlechte Dienstleistungen und Produkte einkauft.
Leider greift das Argument etwas zu kurz, weil es so gut wie keine
Vergleichbarkeit zwischen den Angeboten gibt!
Aber
hier wie überall sind die Kunden natürlich selbst verantwortlich.
Anstatt dass der Staat, den wir immerhin mit unseren Steuergeldern
großzügig alimentieren, die Regeln aufstellt und dies auch
überwacht, zieht er sich auf die „Selbstverantwortung“ der
Bürger zurück und fordert von ihnen, die Preise zu vergleichen, die
„günstigsten“ Angebote selbst auszuwählen und gegebenenfalls
die Anbieter zu wechseln wie andere Leute ihre Unterhosen. Wer das
macht, zum Beispiel bei den Energieversorgern, der kann natürlich
plötzlich ohne Energie, Strom, oder Heizung dastehen, wenn er
tatsächlich den billigsten Anbieter gewählt und womöglich noch in
Vorkasse gegangen ist. Anbieter pleite, Geld weg und der
Grundversorger (meist Stadtwerke) ziert sich hier einfach neue
Verträge abzuschließen! Oder Internetanbieter gewechselt, Vertrag
gekündigt und plötzlich gar kein Internet mehr – der alte
Anbieter stellt die Leistung ein, der neue stellt sie nicht zur
Verfügung! Immer sind die Kunden selbst schuld. Dafür erhält man
aber wertvolle Tipps, wie man sich gegen zu hohe Rechnungen zur Wehr
setzen kann, oder sich über zu langsames Internet beschwert.
Ausfälle kann man auch melden und man kann dem Anbieter androhen,
dass man die Zahlungen kürzt! Und dann? Keine Sau juckt es. Lassen
sie sich mal mit einem Anbieter auf eine solche Diskussion ein! Hier
wird rundheraus bestritten, dass die Leistung nicht erbracht wurde
und ich möchte gerne mal wissen, wie sie beweisen wollen, dass sie
im Recht sind!
Es
ist ein Affentheater! Und der Gesetzgeber geht vermutlich davon aus,
dass man als gewöhnlicher Feld-, Wald- und Wiesenbürger sowieso
nichts besseres zu tun hat, als nach der täglichen Arbeit Müh´ und
Plage sich auch noch juristisch mit irgendwelchen Idioten auseinander
zu setzen, die der Auffassung sind, es sei ausreichend, irgendwelche
Leistungen vertraglich zuzusichern. Sie dann auch tatsächlich zu
erbringen eher nicht. Allein schon der Gedanke daran, man habe bei
Vertragsabschluss auch wirklich einen Anspruch auf Lieferung einer
Leistung ist wohl eine Unverschämtheit, gegen die sich Anbieter oft
erfolgreich zur Wehr setzen. Pünktliche Zahlung der monatlichen
Kosten wird natürlich selbst bei Nichtlieferung vorausgesetzt und
großzügig weiter abgebucht, dass die Schwarte kracht! Soll man da
nicht einfach kapitulieren?
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